Borkenkäfer

4.9
(22)

 Macro-Aufnahme 100 mm Walter Bieck
 
Weltweit gibt es ca. 6000 Borkenkäferarten, davon in Europa 300 Arten und in Deutschland sind immerhin noch 110 Arten heimisch. Man könnte sagen, jeder Baumart ihre Borkenkäferart. Die Laubholzborkenkäfer werden auch als Splintkäfer bezeichnet, da ihre Gänge den Splint furchen. Als Beispiel sei genannt der Große Birkensplintkäfer, Ulmensplintkäfer, Eichensplintkäfer oder Eschenbastkäfer. Beispiele für das Nadelholz wären der Krummzähnige Tannenborkenkäfer, Großer Lärchenborkenkäfer und Großer und Kleiner Waldgärtner bei der Kiefer. Keiner dieser Borkenkäfer ist so bekannt und hat es zu einem so zweifelhaften Ruhm gebracht wie der Buchdrucker und Kupferstecher an der Fichte. Die Größe dieser Käfer variiert je nach Art zwischen 2 mm und 9 mm. Ihre Wirtsbäume und artspezifischen Fraßbilder erleichtern die Bestimmung.

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Fraßgänge des Buchdruckers, Foto: pixabay.com

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Zusammengebrochener Fichtenbestand nach Käferbefall

Normalerweise werden kränkelnde oder durch Naturereignisse geworfene oder gebrochene Fichten befallen. Nach dem Winterschlaf, der Käfer überwintert im Boden, befällt er das im Winter geschlagene Fichtenholz, das an den Waldwegen gelagert und nicht entrindet liegt. Im Sommer befällt er auch stehende Bäume. Das vermehrte Auftreten des Buchdruckers und Kupferstechers bei günstigen Umweltbedingungen ist der Forstwirtschaft seit Jahrhunderten bekannt. Immer wieder kommt es zu Wind- oder Schneebruch, das die Vermehrung der Borkenkäfer fördert. So entstand nach dem Zweiten Weltkrieg in mitteleuropäischen Forsten durch kriegsbedingte Vernachlässigung Windwurf  größten Ausmaßes und eine Käferkalamität, bedingt durch eine extreme Hitze im Jahre 1947, der 30 Millionen Festmeter Fichtenholz zum Opfer fielen.

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Kiefer nach der Harzgewinnung Foto: Walter Bieck.

Einem vitalen Baum kann der Borkenkäfer wenig anhaben. Er schützt sich mit Harzfluss in dem der Käfer „ertrinken“ würde, oder kleben bliebe. Der Baum versucht, dieses Bohrloch wieder zu verschließen. Greifen mehrere Käfer an, kann man auf der Rinde eine regelrechte Harztropfenbildung erkennen. Für die Bildung von Harz benötigt der Baum viel Wasser und nicht zu hohe Temperaturen. Harz war von jeher in der Industrie und der Medizin ein begehrter Rohstoff. Er wurde professionell gewonnen, indem man die Bäume „anritzte“ um den begehrten Stoff aufzufangen. Das war ein Berufszweig der sich „Harzer“ nannte und den es heute nicht mehr gibt.

Die Dürre-Sommer der letzten Jahre ließen Wasser zu einem knappen Gut werden, was zu Trockenstress bei den Bäumen führte. Gerade die flach wurzelnde Fichte ist dabei sehr stressempfindlich. Das macht die Fichte zur leichten Beute für den Borkenkäfer, denn ohne Wasser gibt es nicht genügend Harz und der Abwehrmechanismus der Bäume ist gestört. Es sind zunächst männliche Käfer, die sich durch die Rinde bohren und unter der Rinde einen senkrechten Gang fressen, was man als „Rammelkammer“ bezeichnet. Dann werden mittels Pheromone (Sexuallockstoffe) weiblich Käfer angelockt, die von der Rammelkammer Quergänge nach oben und unten fressen. In diesen kommt es zur Eiablage. Dieses Fraßbild trifft auf den Buchdrucker zu. Das temperaturabhängige Brutgeschäft dauert 2-4 Wochen. Nach 10-14 Tagen schlüpfen die Larven aus den Eiern. Die Larvenzeit beträgt 3-4 Wochen und die Puppenphase 1-2 Wochen. Bei optimaler Witterung kommt es zu einer zweiten Generation oder gar einer 3.

Durch diese Quergänge werden die Leitungsbahnen des Baumes unterbrochen und so können keine Assimilate von oben in den Wurzelbereich geleitet werden und von der Wurzel kein Wasser in den Kronenbereich.

Der Buchdrucker hält sich in dem Baumbereich auf, in dem die Rinde für seine 5 mm Größe dick genug ist, also eher im unteren Bereich. Der Kupferstecher ist mit seinen 2 mm Größe wesentlich kleiner und kann sich somit im Kronenbereich bei der dünneren Rinde aufhalten. Sein Fraßbild ist sternförmig angelegt und ähnelt einem Kupferstich.
 

Fotos und Zeichnung: Walter Bieck
  

  
 

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