NP Bayerischer Wald

Wald – seine Potenziale

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Unsere Wälder verfügen über viele Potentiale, die sie zu dem machen, was sie sind, Ökosysteme. Diese Potentiale sind gar nicht hoch genug einzuschätzen und doch erkennt man sie erst beim zweiten Hinschauen. Da wäre z.B. die Regenerationsfähigkeit. Nichts kann schlimmer sein als ein Waldbrand oder Trockenstress, wie es uns die jüngere Vergangenheit gezeigt hat. Viele Waldbestände sind den trockenen Sommern und daraus resultierenden Kalamitäten zum Opfer gefallen. Auch wenn das für die Waldbesitzer einen wirtschaftlichen Totalschaden darstellt, ist es für die Natur ein Neubeginn. Sie wartet nicht lange und startet einfach durch. Überall auf den Waldböden liegen Unmengen an Samen die darauf warten, günstige Bedingungen zu erhalten, damit sie keimen können. Diese Voraussetzung erhalten sie dann, wenn sich das Kronendach des Waldbestandes öffnet und das Sonnenlicht mit entsprechender Intensität den Waldboden erreicht. Der Wald erneuert sich von selbst, ohne menschliches Zutun. Jeder Sämling ist jetzt gefordert, schnellstmöglich in die Höhe zu wachsen, damit er seine Konkurrenz in den Schatten stellen kann.

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NP Jasmund (Rügen)

 

Als Wasserspeicher ist Wald sehr leistungsfähig. Wieviel Wasser der Wald-boden speichern kann, hängt von seiner Zusammensetzung ab. Messungen haben ergeben, dass ein Hektar Waldboden in der Lage ist, bis zu drei Millionen Liter Wasser aufzunehmen. Das ist eine ganze Menge, wenn man bedenkt, dass Deutschland über 11,4 Millionen Hektar Waldfläche verfügt. Das natürliche Wasserwerk Waldboden reinigt zugleich den Regen, indem das Sickerwasser chemisch durch den Humus gereinigt wird. Schmutzstoffe werden unschädlich gemacht. Im lockeren Boden bleiben größere Partikel zurück, auch Schwermetalle werden gebunden. Die Wurzeln, Pilze und Mikroben nehmen Nährstoffe auf, wie etwa Nitrat. Bis es das Grundwasser unter dem Waldboden erreicht, ist es besonders sauber. 

Wenn es stark regnet, was auch immer öfter vorkommt, verhindert der Wald Überschwemmungen und Erosion. Der Regen, der herunterprasselt, erreicht zum Teil den Boden nicht. Er verdunstet schon im Kronenbereich. Die Geschwindigkeit des Regens wird abgebremst und er tropft von der Krone auf den Boden oder läuft an den Stämmen herab. Es bleibt Zeit, damit das Wasser versickern kann um nicht in Sturzbächen die Berghänge herunter zu schießen. Der Wald benötigt für sich selbst auch Wasser. Durch die Verdunstung am Boden und die Transpiration werden auf einem Hektar Waldfläche bis zu 50.000 Liter Wasser täglich verbraucht.

 

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NP Bayerischer Wald

 Als Schadstoff-Filter sind unsere Wälder nicht weg zu denken. Bäume stehen einfach nur da, sollte man meinen. So ist es nicht, sie gestalten ihre Umwelt aktiv mit, zum Nutzen der Menschen. 30.000 bis 40.000 Kubikmeter Luft reinigt ein ausgewachsener Baum täglich. Für den Städtebau oder die Begrünung von Städten ist das nicht unwesentlich. Vor allem Ozon und Feinstaub beeinträchtigen unsere Gesundheit. Auch die schädlichen Stickoxide, Schwefel-dioxid sowie flüchtige organische Schadstoffe werden durch winzige Öffnungen an der Blattunterseite aufgenommen, gebunden oder zerstört. Feste Stoffe bleiben an manchen Blättern und Nadel hängen, denn auf ihrer Oberfläche sind fettige oder wachsartige Substanzen enthalten. Irgendwann werden sie vom Regen abgewaschen und erreichen den Boden, oder sie fallen im Herbst mit den Blättern vom Baum. Es sind nicht alle Bäume gleich effizient, was Stadtplaner berücksichtigen sollten. Solche „urbanen Wälder“ werden in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, denn sie beeinflussen positiv das Stadtklima. Denkt man das zu Ende, kann man erkennen, dass Bäume oder unsere Wälder erheblichen Einfluss auf unsere Gesundheitskosten haben. Ohne sie wären Herz-Kreislauf- Erkrankungen oder Lungenerkrankungen um ein Vielfaches höher.

 

Biosphärenreservat Pfälzer Wald

Biosphärenreservat Pfälzer Wald
Pfälzer Wald – Hinterweidenthal – südl. Pfalz- Teufelstisch

Als Rückzugsort vom Alltagsstress eignen sich unsere Wälder bestens. Sie strahlen Ruhe aus und man tankt neue Kraft. Das Stresslevel sinkt und somit auch die Stresshormone. Bei einem Spaziergang zwischen Heidekraut, Heidelbeeren, Moosen und Baumriesen schlägt das Herz ruhiger und der Blutdruck wird gesenkt. Durch den waldtypischen Duft, der sich aus den Botenstoffen des Waldes ergibt, wird das Immunsystem gestärkt. Von den Blättern und Nadeln der Bäume rieseln unzählige Bakterien und Pilze auf uns herab, die gemeinsam mit zur Stärkung des Immunsystems beitragen. Einfach die Natur genießen. Die Japaner wenden das „Waldbaden“ für Therapiezweck an, was allmählich auch in Deutschland Einzug hält. Es hilft gegen Depressionen und Burnout und verbessert dadurch die Konzentration. 120 Minuten pro Woche für das Wohlbefinden.

 

 

 

 

 

Fotos: Walter Bieck

 

 

 
 

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