Von der Forstpflanze zum Schnittholz

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Viele Handwerker benötigen Holz um ihre Erwerbstätigkeiten auszuführen. Auch viele Heimwerker werkeln zu Hause gerne mit Holz und schnell stellen sie fest, dass ein Brett oder ein Kantholz fehlt. Sie fahren in den Baumarkt und werden fündig. Aber welchen Weg muss ein Brett in welcher Zeit zurücklegen damit wir es für ein paar Euro kaufen können?

Holz ist ein natürlicher Rohstoff. Es wächst ständig nach und zeigt je nach Standort und Baumart ein unterschiedliches Wachstumsverhalten. Damit auch in Zukunft eine intakte Natur aufrecht erhalten bleibt, ist auf eine nachhaltige Forstwirtschaft zu achten. Großflächige Kahlschläge wie einst gibt es nicht mehr. Bei der Umwandlung von Fichtenbeständen setzt man auf einen „Unterbau“ von zum Beispiel Buchenpflanzen die auch schattenverträglich sind, oder man überlässt die Verjüngung einfach der Natur.

Naturverjüngung Fichte
Naturverjüngung Fichte

 Aber so einfach ist das nicht. In einer Naturverjüngung aus Fichten stehen die Pflanzen dicht gedrängt zusammen. Das sind viel zu viele und der Konkurrenzdruck wäre viel zu hoch. Nur das geschulte Auge erkennt die förderwürdigen und gut veranlagten Pflanzen. Die gilt es in erster Linie zu schützen. Nicht nur die Ökologie auch die Ökonomie spielt eine Rolle. Gerade junge Triebe sind ein Leckerbissen für das Rehwild. Ist der Terminaltrieb der Pflanze abgeäst, wächst sie nicht mehr in die Höhe, sie wächst in die Breite. Das wäre das Aus für die Z-Bäume. Das „Z“ steht für Zukunft. Das sind jene Bäume die bei der Hiebsreife nach 80 Jahren noch auf der Fläche stehen. Dafür braucht es zwei Förstergenerationen die auf dieses Ziel hinarbeiten. Zum Vergleich: In der Zeit wo eine Buche zur Hiebsreife heranwächst, 160 Jahre, wachsen zwei Fichtengenerationen. Ein Förster arbeitet nicht für sich, er arbeitet immer für die nächsten Generationen.

 

 

Verbissschutz
Verbissschutz

 Es gibt viele Möglichkeiten die Pflanzen zu schützen. Eine davon sind die Verbissschutzmanschetten die am oberen Ende des Triebes befestigt werden und das abäsen verhindern. Diese Maßnahme muss jährlich wiederholt werden. Erst wenn der Terminaltrieb „dem Wild aus dem Äser“ gewachsen ist, kann diese Arbeit eingestellt werden. Die Manschetten lösen sich mit der Zeit durch die UV-Strahlung von selbst auf. Es bleibt kein Abfall zurück.

 

 

 

 

ältere Verjüngung
ältere Verjüngung

Bei einer sehr dicht stehenden Verjüngung muss frühzeitig die Anzahl der Pflanzen reduziert werden. Nacht etwa 15 bis 20 Jahren ist auf solch einer Fläche ein Jungbestand entstanden der einen Bestandsschluß bildet. In einer Höhe von 15 bis 20 Metern berühren die Kronen sich gegenseitig. Man spricht von einer Dickung. Es erfolgt eine forstliche Maßnahme bei der motormanuell schlecht veranlagte Bestandsglieder und Bedränger anderer Bäume entnommen werden. Das schafft im Kronenbereich Platz für die weitere Entwicklung der Krone, aber auch für die Bodendurchwurzelung. Die schwachen Langhölzer können wirtschaftlich durchaus verwertet werden, wie zum Beispiel für Zaunpfähle dem Bau von Jagdeinrichtungen u.v.m. Bei einem Waldbestand stützen sich die Bäume gegenseitig, sodass bei der Entnahme ein gewisses „Fingerspitzengefühl“ walten muss. Werden zu viele Bäume entnommen, würde das den gesamten Bestand gefährden, da sich die Wurzeln für den gewonnenen Freiraum noch nicht entwickelt haben.

 

 

Dickung / Stangenholz
Dickung / Stangenholz

Hat sich der Bestand stabilisiert, kann über Jahrzehnte immer wieder Holz entnommen werden, meist unter- und zwischenständige Bäume mit Schaft- und Kronenfehlern. Das entnommene Holz gelangt als Faserholz und Industrieholz in die Papier- und Zellstoffindustrie oder es wird zur Herstellung von Faserholzplatten verwendet. Diese Eingriffe werden nicht wie beim ersten Eingriff als Läuterung bezeichnet, sondern als Durchforstungsmaßnahme. Dabei wird die Zuwachsrate der gut geformten Bäume gefördert und die Anzahl auf der Fläche stehenden Bäume reduziert. Nach jedem neuen Eingriff muss sich der Baumbestand neu stabilisieren. Macht der Förster hier einen Fehler, können schnell 50 Jahre und mehr Standzeit zunichte sein, denn der Bestand wird sturmanfällig.

 

 

Zellstoff/Papierindustrie
Zellstoff/Papierindustrie
PZ Profilzerspaner (Kanthölzer)
PZ Profilzerspaner (Kanthölzer)

  Wenn der Bestand ein entsprechendes Alter hat und „aufgeschlossen“ ist, werden Gassen in die zu bearbeiteten Parzellen gelegt. Die sind etwa fünf Meter breit. Dann kommt es zum Einsatz der Vollernter (Harvester). Diese Maschinen arbeiten sehr effizient und mindern das Unfallrisiko bei der Holzernte erheblich. Laut Sozialversicherungsträger kam es z. B. 2019 zu 4834 meldepflichtigen Arbeitsunfälle und davon endeten 36 tödlich. Während ein Waldarbeiter in einer Stunde zwei Bäume aufarbeitet (inkl. Fällarbeit) schafft es ein Harvester bis zu 30 Bäumen aufzuarbeiten und in gewünschte Längen zu schneiden. Die Abschnitte werden neben den Gassen gelagert. Die 23 Tonnen schwere Maschine darf nur die vorgegebenen Gassen befahren, die ca. 25 Meter auseinander liegen. Der Maschineneinsatz im Forst unterscheidet sich in mancher Hinsicht deutlich von dem in der Landwirtschaft. Das Gelände ist häufig steiler. Das Fahren wird in der Regel durch Bäume, Wurzelstöcke, Steine und Felsen behindert. Strukturveränderungen in den Böden können nicht durch Bodenbearbeitung wieder rückgängig gemacht werden und bleiben über Jahre und Jahrzehnte bestehen. Aus forstlicher und ökologischer Sicht sind diese Gassen das kleinere Übel.

         

 

Bild 8 Vollernter (pixabay)
Bild 8 Vollernter (pixabay)
Bild 7 Gassen  
Bild 7 Gassen

 Um einen Harvester bedienen zu können benötigt der Maschinenführer eine entsprechende fachliche Ausbildung. Immerhin liegen die Kosten bei einer Neuanschaffung bei 600.000 €. Die Möglichkeiten des Vollernters sind begrenzt. Bäume die einen Brusthöhendurchmesser (BHD) von mehr als 70 cm haben, gemessen in 1,3 Metern Höhe, kann er nicht mehr bearbeiten. Ab dieser Stärke ist wieder motormanuelle Arbeit angesagt. Welche Bäume dem Bestand entnommen werden, obliegt wieder dem geschulten Auge des Revierförsters. Ist die Arbeit für den Vollernter beendet, wird das Holz durch eine Rückemaschine (Forwarder) an einen für Holztransporter befahrbaren Weg vorgeliefert.

                                                 

 

Forwarder (pixabay)
Forwarder (pixabay)

 

Papierholz 
Papierholz
Stammholzpolter
Stammholzpolter

Das Langholz wird mit Rückeschleppern zur Abfuhr an einen Weg gebracht und gepoltert. Hat der Baumbestand seine Hiebsreife erreicht, bedeutet das nicht, dass er geerntet wird. Fichten können durchaus 300 Jahre alt werden. Die gut veranlagten Bäume die noch stehen, können mit ihrer Samenbildung weiter an der genetischen Variabilität teilhaben.

                                                   

 

 

Sägewerk
Sägewerk

 

 

Die Holztransporter bringen ihre Ladung zum Sägewerk. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Nadelholz- und Laubholzsägewerken. Auf dem Rundholzplatz werden die Stämme bis zur Verarbeitung gepoltert. Nach der Verarbeitung muss das Holz getrocknet werden. Dies geschieht durch Aufstapeln der Produkte an der Luft oder sie kommen in Trockenkammern. Um die Kanthölzer, Bohlen, Latten, Furniere auf dem Markt anzubieten, dürfen sie eine Restfeuchte von max. 20 % nicht überschreiten.

Fotos: Walte Bieck  

 

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